"Tauchen ist wie Fliegen, nur unter Wasser"
Tausende Höhlen durchziehen das poröse Gestein von Yukatan. Für die Maya waren die Cenoten im Dschungel der mexikanischen Halbinsel die Tore zur Unterwelt. Playa del Carmen an der Karibikküste ist unser Startpunkt für dieses Abenteuer. Für Taucher sind sie Faszination und Nervenkitzel zugleich.
In dem glasklaren Wasser genießen wir gigantische Sichtweiten. Es fühlt sich an, als ob wir schwerelos durch das Labyrinth der Kalksteinhöhlen schweben.
Und wenn Tageszeit und Wetter stimmen, bieten sich in den Grotten unvergessliche Lichtspiele.
Eine bizarre Welt bietet sich in der Cenote Angelita. Eine geheimnisvolle Wolke wabert in 27 Metern. Ihr Gestank nach faulen Eiern riechen wir selbst noch in der Tauchermaske. Wir tauchten ab mit Stefan Ullrich von Cenote Adventures.
In den Cenoten funktioniert die Wasseroberfläche wie ein riesiger Spiegel. Perfekt wird die optische Täuschung, wenn sie völlig ruhig und glatt ist. Dann ist plötzlich alles doppelt da.
Ein besonderes Naturphänomen in den Grotten ist die Halocline. Manche Taucher wird sie an Sprungschichten im Meer erinnern. Doch das hier ist krasser.
Leichtes Süßwasser liegt auf schwererem Salzwasser, das vom Meer in die Höhlen einsickert. Fein säuberlich getrennt. Verwirbelt ein Taucher beide Schichten, wird die Unterwasserwelt vor seinen Augen vorübergehend komplett unscharf. So, als ob man plötzlich eine extrem starke Brille bräuchte. Zum Glück geht das wieder vorbei.
Cenoten-Tauchen ist kein Kinderspiel. Der Einstieg mitunter beschwerlich. Ein sieben Millimeter Neopren-Anzug hält im kühlen Wasser warm. Die Tarierung muss stimmen. Bei Dunkelheit und Enge sollten die Nerven halten.
Früher einmal vor langer Zeit waren die Cenoten trocken. Damals entstanden kunstvolle Tropfsteine. In den gefluteten Höhlen hängen sie nun von den Decken oder wachsen förmlich aus dem Boden. Zerbrechlich und einzigartig.